WOHER KOMMT DER BRAUCH MIT DEM RAUCH
Am Anfang war das Feuer. Die Praxis des Räucherns reicht möglicherweise bis in prähistorische Zeit zurück. Es wird angenommen, dass bereits in der Steinzeit der Duft von Hölzern, Harzen und Kräutern „per fumum“ durch den Rauch freigesetzt wurde, indem man sie auf heiße Steine oder in die Glut legte, um damit die Götter zu erfreuen. Vermutlich wurde der Rauch auch schon zum Konservieren der Lebensmittel verwendet. In antiken und indigenen Zivilisationen wurde die Räucherpraxis nicht nur für kulinarische Zwecke, sondern auch in spirituellen Ritualen und heiligen Zeremonien (Friedenspfeife) verwendet. Im Christentum wurde hauptsächlich zur Reinigung der Atmosphäre und Gottesehrung geräuchert. Im Laufe der Zeit bekam die Methode immer mehr Bedeutung in der Heilkunde (TEM). Es entwickelte sich daraus die Destillierkunst und die Aromatherapie.
WIE UND WO WIRKT RAUCH
Bewusst angewandt und angemessen dosiert können wir mit der Räucherpraxis unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden positiv beeinflussen. Primär wirken die durch Hitze gelösten Duftstoffe über die Haut und Schleimhaut auf all unsere Körperprozesse, aber auch auf unseren Geist und unser Gemüt. Die Duftmoleküle lösen in der Riechschleimhaut, dem eigentlichen Geruchsorgan im obersten Teil unserer Nase einen chemischen Reiz aus, der über den Riechkolben an das Limbische System weitergeleitet wird. Das Limbische System ist entwicklungsgeschichtlich das älteste Gehirnareal und Steuerzentrale unserer Emotionen. Rauchdüfte können daher entspannend oder anregend, stimmungsaufhellend und beruhigend wirken. Sie können unsere Träume intensivieren, uns in eine meditative Grundstimmung bringen, unsere Kreativität und Konzentration fördern. Auf körperlicher Ebene können sie Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen, Krämpfe lösen, Sinnlichkeit und Libido anregen. Ein weiterer Wirkmechanismus besteht über die Lunge, wo die Wirkstoffe direkt ins Blut gelangen. Räuchern sorgt zudem für saubere Luft auf zweierlei Art und Weise. Es wirkt nachweislich raumdesinfizierend, kann aber auch auf atmosphärischer Ebene „dicke Luft“ aufgrund von Spannungen, Streit und Stress auflösen.
Sehr interessant: Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde in Apotheken die sogenannte “Asthma-Tschick” zur Linderung von Atemwegsbeschwerden empfohlen. Darin enthalten waren sogenannte Lungenkräuter, wie Lungenkraut, Spitzwegerich und Huflattich. Es gab aber auch Zigaretten mit hochgiftigen Stechapfelblättern, die bis 1992 noch bei akuten Asthmaanfällen gehandelt und verwendet wurden. Ziemlich verrucht, was? Also, ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt, aber da vergnüge ich mich lieber mit den nebenwirkungsärmeren Räucherblümchen. Heilsame Räuchertherapie zur Milieureinigung mit gleichzeitiger Lungengewebsstärkung. Wirkung: Der inhalierte Rauch mobilisiert auf sanfte Art und Weise die unzähligen Flimmerhärchen, die unsere Atemwege auskleiden. Festsitzender Schleim wird dadurch gelockert und mühelos abtransportiert. Auf metaphysischer Ebene können uns diese Kräuter helfen, Blockaden zu lösen und uns wieder den Fluss des Lebens spüren lassen.
BEI WELCHEN GELEGENHEITEN RÄUCHERN
- zur atmosphärischen (Haus-)Reinigung
- zur Desinfektion von Räumen
- zu Gebet und Meditation
- bei Ritualen und Jahreszeitfesten (Raunächte)
- bei Schwellenübertritten (Geburt, Tod)
- für die Kreativität
- zur Anregung und Vitalisierung
- zur Freude und Unterhaltung
- zur Heilung
- für die Liebe
WIE KANN MAN RÄUCHERN
Räuchern mit Sieb: Weihrauchverdampfer oder Brenner
Hierbei verwendet man ein Rauchgefäß mit einem Räuchersieb aus Metall. Das Teelicht darunter wird dabei entzündet und auf das Räuchergefäß kommt ein Räuchersieb (auch möglich mit Metallblättchen) und auf dieses das gewünschte Räucherwerk. Räuchersiebe eignen sich besonders für lose Kräuter und Blüten, da sie eine schonende Art des Räucherns ermöglichen, ohne direkten Kontakt mit Feuer. Auf sie wird das Räucherwerk gelegt, wodurch es sanft erhitzt wird und langsam seinen Duft freisetzt.
Räuchern mit Kohle: Weihrauchtopf oder Schale
Schon seit Menschengedenken wird in dieser Form geräuchert. Es ist ganz einfach: Es wird ein Stück Kohle mit einer Räucherzange genommen, diese zum Glühen gebracht und in eine Räucherschale oder Räuchertopf gelegt. Am besten mit etwas Räuchersand darunter, damit das Gefäß nicht zu heiß wird bzw. es zu keinen Verbrennungen führt. Darauf gibt man nun das gewünschte Räucherwerk. Durch die starke Hitze werden die ätherischen Öle freigesetzt, jedoch kommt es auch für gewöhnlich zu einer stärkeren Rauchentwicklung.
Räuchern mit Smudge Stick – Räucherbündel
Diese Art des Räucherns wird vor allem bei weißem Salbei, Desert Sage oder Yerba Santa angewendet. Dabei werden Räucherbündel angezündet und gleich wieder ausgewedelt. Das verglimmende Kraut entfaltet einen starken Rauch. Diese Art des Räucherns wird vor allem bei indianischen und schamanischen Räucherritualen angewendet, aber auch zum Ausräuchern von Räumen.
Zubehör
Räucherkohle: Sie ist ein unverzichtbares Element beim Räuchern von Harzen und Hölzern. Sie sind kleine Kohletabletten, die durch eine Flamme entzündet werden und langsam glühen, während sie das Räucherwerk verbrennen. Alternativ können Stücke des Zunderschwammes verwendet werden.
Räucherzange: um die Kohle zu halten, während man sie anzündet
Räuchersand: zum Befüllen von Räucherschale oder Topf
Anleitung zum Räuchern mit Kohle:
- Ein feuerfestes Räuchergefäß (Topf oder Schale) mit Sand füllen
- Räucherkohle mit einer Räucherzange halten und anzünden. Die glimmende Kohle mit der Räucherzange auf den Sand legen, Luft zufächern und durchglimmen lassen. Wenn sie eine weiße bzw. graue Farbe annimmt, ist die Kohle durchgeglimmt.
- Räucherwerk vorsichtig auf die heiße Kohle streuen – optimal wäre ein Räucherlöffel
WICHTIG!
Die glimmende Kohle bitte nie unbeaufsichtigt lassen und darauf achten, das Räuchergefäß auf eine feuerfeste Unterlage zu stellen. Nach dem Räuchern die im Kern noch glühende Kohle löschen. Dazu wird die Kohle am besten mit einem großen Löffel aus dem Räuchergefäß genommen und unter Wasser gehalten. Ich empfehle bei geöffnetem Fenster zu räuchern oder danach gut zu lüften, vor allem dann, wenn mit Kohle geräuchert wird.
WAS BEFINDET SICH IN DER RÄUCHERWERK-SCHATZKISTE
HARZE
Fichtenharz
Das aus der Fichte gewonnene Harz duftet frisch und harzig. Es verbreitet ein angenehmes und waldiges Aroma. Das Harz wird sehr oft in der Erkältungszeit empfohlen. Es wirkt keimtötend und kann so die Raumluft desinfizieren. Es klärt den Geist – fördert die Konzentration – reinigt und schützt.
Duftprofil: harzig, frisch, waldig
Drachenblut
Ein helles, karminrotes und kraftvolles Harz aus den Früchten des Drachenblutbaumes. Meist stammt das Drachenblut aus Südostasien, aber auch von der somalischen Küste. Als Räucherwerk hat es stärkende Wirkungen und wird deshalb oft bei Schutzzeremonien und zur Reinigung eingesetzt.
Duftprofil: würzig, herb, harzig
Styrax
Styrax wird aus dem sogenannten Amberbaum gewonnen. Die schwarzen Plättchen duften sehr vanillig und wirken beruhigend, harmonisierend bei Ärger und Reizbarkeit und hilft auch sehr gut bei Schlafstörungen. Außerdem stärkt Styrax das Selbstvertrauen und macht ehrgeizig. Styrax war in der Antike einer der wichtigsten Rohstoffe überhaupt. Die Schamanen der Maya haben es früher zur Behandlung von Lepra verwendet.
Duftprofil: vanillig, süßlich, balsamisch
Weihrauch (Olibanum), Oman
Der klassische und begehrte Weihrauch aus Oman gehört zu den besten Weihrauchqualitäten der Welt. Er duftet frisch und klar und wirkt transformierend. Er eignet sich ideal zur Ausräucherung oder als duftender Begleiter während der Meditation. Er reinigt nicht nur von Keimen und unangenehmen Gerüchen, sondern ist einer der stärksten atmosphärischen Reiniger, wenn gestritten wird oder wenn sich dicke Luft ausbreitet. Er ist außerdem ein sehr wirksames Antistressmittel.
Duftprofil: frisch, klar, harzig
Myrrhe, Somalia
Myrrhe war im Altertum neben Weihrauch das wichtigste Räuchermittel. Sogar die Leiche von Jesus soll mit Myrrhe und Aloe einbalsamiert worden sein. Myrrhe wird eine lebensverlängernde Wirkung nachgesagt. Myrrhe wirkt balsamisch, reinigend, desinfizierend und klärend. Es öffnet die Tür zum Geistigen- Sorgen werden zerstreut und Gefühle besänftigt. Die aus Somalia stammende Myrrhe gilt als der Ursprung aller anderen Myrrhe Arten. Sie duftet herb und leicht-bitter. Sie wirkt wärmend, harmonisierend und meditationsfördernd.
Duftprofil: würzig, herb, leicht-bitter
Weihrauch symbolisiert das Männliche und das Sonnenprinzip. Myrrhe symbolisiert das Weibliche und das Mondinnenprinzip.
Palo Santo Holz
Palo Santo, das duftende Räucherwerk mit seinem balsamischen Aroma, beeindruckt nicht nur durch seinen angenehmen Geruch, sondern auch durch seine kraftvolle energetische Reinigung. Dieses einzigartige Räucherholz trägt die starke spirituelle Reinigungskraft, die schon von Schamanen für rituelle Zwecke genutzt wurde. Der Begriff “Heiliges Holz“ entstammt von südamerikanischen Indianern, die diese knorrigen und sehr verästelten Balsambaumgewächse als heilige Bäume betrachteten. Er wächst in regenarmen Wäldern Südamerikas. Als Räucherwerk hat einen Einfluss auf unser Seelenleben. Die über einhundert verschiedenen ätherischen Öle des Holzes erzeugen beim Verräuchern als Räucherwerk einen starken balsamischen Duft, dieser wirkt auf die menschliche Seele euphorisierend, lässt uns aber gleichzeitig zur Ruhe kommen und sorgt für eine beruhigende Atmosphäre im Raum. Die Wirkung von Palo Santo zusammenfassend: klärend, beruhigend. Besonders nach einem stressigen Arbeitstag kann dieser balsamische Duft entspannen.
Rotsandelholz
Rotes Sandelholz duftet besonders holzig, warm, weich und samtig. Es gilt als meditationsfördernd und entspannend, und wird auch zur Stärkung der eigenen Willenskraft und des Selbstwertgefühls eingesetzt.
Duftprofil: holzig, warm, weich, süßlich
HEIMISCHE RÄUCHERPFLANZEN
ALANT (Inula helenium)
Sonnenpflanze, bei Melancholie, depressiven Verstimmungen, Traurigkeit
ARNIKA (Arnica montana)
Sonnenpflanze, bei Traumen und seelischen Verletzungen, lindert Alpträume, Ängste und Verzweiflung, Tabakersatz (Tabaco de montana)
AUGENTROST (Euphrasia officinalis)
öffnet das 3. Auge, bringt Zuversicht und Leichtigkeit, löst Stagnationen
BALDRIAN (Valeriana officinalis)
Mondpflanze, Lichtblick in der Nacht, für Meditationsräucherung, fördert das Traumerleben, Blüten aphrodisierend
BÄRLAPP (Lycopodium)
Zauberpflanze, Kraut der Gerechtigkeit und Wahrheit, führt mit Diplomatie und zum Wohle aller durch Prozesse
BEIFUSS (Artemisia vulgaris)
für Schutz-, Segens- und Reinigungsräucherungen
BINGELKRAUT (Mercurialis perennis)
Zauberpflanze, befreit den Raum von der Energie übelgelaunter Menschen
EISENKRAUT, ECHTES (Verbena officinalis)
eines der 3 heiligen Kräuter der Druiden, Diplomatenkraut (wurde bei Gerichtsverhandlungen verräuchert), Friedenspflanze, sorgt für friedliche, harmonische Stimmung bei Gesellschaften, macht die Aura sympathisch
ENGELWURZ (Angelica archangelica)
Schutzpflanze, stärkt Selbstbewusstsein, vermittelt Geborgenheit, eignet sich für Hausräucherungen, da sie “verirrte” Seelen ins Licht führt
ESCHE (Fraxinus excelsior)
Sonnenbaum, magische Schutzräucherung der Kelten (Weltenbaum), bietet Schutz bei Mobbing und Manipulation
GOLDRUTE (Solidago)
Sonnenpflanze, vertreibt Sorgen und Ängste, bringt Sonne in die Nieren, stärkt die Lebensenergie und den Optimismus
HOLUNDER (Sambucus nigra)
Schutzpflanze, Ahnenpflanze, weckt schöne Erinnerungen und Gefühle, die wir mit Verstorbenen erlebt haben, hilft uns beim Loslassen und Abschied nehmen; Hausräucherung, bevor ein neues Heim bezogen wird, schärft den Blick in unsere Seelenwelt, weckt den Heiler in uns
JOHANNISKRAUT (Hypericum perforatum)
Sonnenpflanze, bei Traurigkeit, Depression, Kummer, Angst vor Dunkelheit
KÖNIGSKERZE (Verbascum)
Sonnenpflanze, reinigt Räume von energetischen Störfeldern (Elektrosmog), entlädt die Atmosphäre bei Streit oder Gewitter
LAVENDEL (Lavendula officinalis)
bringt Klarheit für Raum und Geist, wirkt besänftigend auf unsere Gefühle, beruhigt und entspannt überstrapazierte Nerven, vertreibt negative Gedanken, bringt unser Seelenheim ins Gleichgewicht, bei Schlafproblemen
MÄDESÜSS (Filipendula ulmaria)
eines der 3 heiligen Kräuter der Druiden, Ritualpflanze für junge Mädchen beim Übergang zum Frausein, fördert Träume und Intuition
MELISSE (Melissa officinalis)
bei Liebeskummer, gibt Gelassenheit und Fröhlichkeit, erleichtert das Einschlafen
MINZE (Mentha)
eines der 3 heiligen Kräuter der Druiden, klärend, erfrischend, lebenserfreuend, energetisierend
ROSE (Rosa)
Harmoniepflanze, für Liebesräucherungen, lindert seelische und physische Schmerzen, erleichtert Übergänge
ROSMARIN (Rosmarinus officinalis)
für Liebesräucherungen, herzöffnend, aphrodisierend
RUCHGRAS (Anthoxanthum odoratum)
beruhigend, entspannend, (ähnlich wirken Waldmeister, Heu, Steinklee)
SALBEI (Salvia officinalis)
Reinigungspflanze, fördert Konzentration, heimische Alternative: Klebriger Salbei (Salvia glutinosa)
SCHAFGARBE (Achillea millefolium)
Orakelpflanze, stärkt das Vertrauen in unsere Intuition
ULME (Ulmus glabra)
Baum der Kommunikation, fördert telepathische Fähigkeiten
WACHOLDER (Juniperis communis)
ist eines der ältesten Räucherpflanzen der Menschheit, wurde bei verschiedenen Leiden verräuchert, reinigend und keimtötend, soll beim Abbau von Harnsäureablagerungen in den Gelenken helfen, zum Ausräuchern von Krankenzimmern und Häusern
Nun bleibt uns nur noch übrig euch viel Spaß beim Räuchern zu wünschen und uns in Rauch aufzulösen!
In diesem Sinne, mit Rauch geht´s auch,
Sandra & Wilfried
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